Tumoren der Wirbelsäule und des Rückenmarkes:
Spinale Tumore können
- nur die Wirbelknochen betreffen (Metastase, Lymphom, Plasmozytom)
- innerhalb des Spinalkanals sich befinden ohne Infiltration der Rückenmarkshaut (Zyste, exophytisches Meningeom, Metastase)
- innerhalb des Rückenmarkshaut sich befinden, jedoch das Rückenmark selbst nicht infiltrieren (Meningeom, Schwannom)
- direkt aus dem Rückenmark entstehen (Gliome, Ependymome)
Abhängig von Art, Ausmaß, Ausdehnung und Wachstumstendenz (z.B. Infiltration), werden spinale Tumore chirurgisch, chemo- & radiotherapeutisch, im Einzelnen oder in Kombination behandelt. Bei der Entfernung und adjuvante Behandlung von spinalen Tumoren ist die Gewährleistung der Stabilität der Wirbelsäule genau so wichtig wie die Tumorbehandlung selbst.
Bei der modernen operativen Therapie kommen verschiedene spezifische Werkzeuge zum Einsatz: intraoperatives Monitoring und Schonung der Nervalen Funktionen, spinale Neuronavigation, Mikroskopische, Endoskopische und Exoskopische Verfahren, Instrumentierte Stabilisierungen mit Schrauben-Stab-Systemen, etc.
Beispiel 8: 58-jähriger Patient klagt seit einigen Monaten über Nackenschmerzen mit Ausstrahlung in die beiden Armen. Schmermittel und Massagen haben keinerlei Wirkung. Er wurde auch im ambulanten Bereich mit Spritzen behandelt, ohne Erfolg. [Nebenbefund: der Patient hatte vor 10 Jahren ein Prostata Carcinom gehabt. Diese wurde erfolgreich ausbehandelt]. Aufgrund der hartnäckigen Schmerzen, die stets schlimmer werden, wurde eine MRT Untersuchung der Halswirbelsäule durchgeführt. Hier sieht man eine ausgeprägten Tumorbefall der Halswirbel 5 und 6. Nach ausführlicher Vorbereitung operierten wir den Patienten. Die betroffene, „verschmolzene“ Wirbelkörper wurden durch den vorderen Zugang entfernt. Die entstandene Knochenlücke wurde mit einem Titan-Cage ersetzt. Eine zusätzliche Plattenosteosynthese vom HWK 4 bis 7 sorgt für Stabilität. Nach entsprechender Tumor-Konferenz-Beschluß wurde bei dem Patienten eine Bestrahlung und Chemotherapie angewendet. Der Tumor wurde hierdurch gut unter Kontrolle gehalten. Nota bene: der Krankheitsverlauf in Ihrem Fall könnte auch anderes sein als wie hier geschildert.
Beispiel 9: Der 34-jähriger IT-Spezialist verspürt ein unwillkürliches Zittern der beiden Beine seit circa einem Jahr. Die Anfälle dauern circa 3 Minuten und kommen häufiger nachts vor. Er schob diese Ereignisse als Folge von langen Sitzen auf seiner Arbeit. In den letzten 4 Monaten sind erhebliche Rückenschmerzen dazu gekommen. Zusätzlich zeigt sich eine Blasenentleerungsstörung. Die MRT Aufnahmen zeugen einen intraduralen, intramedullären Tumor in Höhe BWK12-LWK1. Der Tumor ist gut abgegrenzt, hat ein Kapsel, aller Wahrscheinlichkeit nach ein gutartiger Tumor. Nach Vorbereitung wurde bei dem Patienten einen Laminioplastie Zugang durchgeführt. Hierbei werden Knochenbrücken der Wirbelsäule en bloc entfernt und nach der Tumorentfernung wieder eingesetzt und mit Mikroschräubchen und Plättchen befestigt, somit keine Stabilitätsverlust der Wirbelsäule resultiert. Die Tumorentfernung selbst wird mikrochirurgisch unter Mikro-Neuromonitoring durchgeführt, somit die Nervalen Funktionen während der Operation überwacht werden. Der Tumor konnte vollständig entfernt werden. Die Neuropathologie Befund zeigte ein Schwannom WHO Grad I- also ein gutartiger Tumor, der Vollständig entfernt wurde. Daher ist eine adjuvante Therapie nicht erforderlich. Der Patient hatte nach dem Eingriff keinerlei Funktionsausfälle. Die Kontroll MRTs bis zu vier Jahren nach dem Eingriff zeigen keine Tumornachwachstum. Nota bene: der Krankheitsverlauf in Ihrem Fall könnte auch anderes sein als wie hier geschildert.