Tumorerkrankung des Gehirns:
Die Auswirkung und Prognose eines Hirntumors für den Betroffenen sind abhängig von hauptsächlich drei Kriterien:
(1) Lokalisation des Tumors
(2) Art und Ausmaß des Tumors (Gut-, bzw. Bösartigkeit, sowie Größe des Tumors) und
(3) wie gut der Tumor auf Behandlung reagiert.
Hirntumore werde klassifiziert…
– Nach Ursprungszellen werden Hirneigene und nicht hirneigene Tumoren zu unterscheiden. Hirneigenetumoren sind Gliome (Gliom, astrozytom, Oligodendrogliom, Oligoastrozytom, Glioblastom etc.). Die Gut-, bzw. Bösartigkeit des Tumors wird nach World Health Organisation (WHO) Kriterien vom Grad I (gutartig) bis Grad IV (bösartig) eingestuft. Nicht-hirneigene Tumoren sind Hirnhauttumoren und Metastasen.
– Nach Lokalisation innerhalb des Hirngewebes werden Tumore des Großhirns (Lappenzuordnung, Bereichszuordnung), des Kleinhirns, der inneren Liquorräume, des Schädelbasis, der Hirnnerven, Hirnhangdrüsen etc. unterschieden. Ebenfalls nach Lokalisation der Tumore können solitäre, singuläre oder multiple Hirntumoren klassifiziert werden.
– Nach Malignitätskriterien werden gutartige, umwandelnde und bösartige Tumore unterschieden.
Bei gutartigen Tumoren (z.B. Meningeom Grad I) erfolgen lediglich die Tumorentfernung und postoperativen neurologischen und radiologischen Kontrollen in regelmäßigen Zeitabständen, somit Tumornachwachstum oder neue Tumore kontrolliert werden können.
Bei Bösartigen Hirneigenen Tumoren (z.B. Glioblastom) erfolgt in der Regel die chirurgische Tumorentfernung oder Tumorbiopsie, gefolgt von adjuvanten Therapien, z.B. Bestrahlung und Chemotherapie, abhängig vom Pathologiebefund. Manchmal ist eine interstitielle Bestrahlung (z.B. durch Seed-Implantation) und/oder topische Chemotherapie (operatives Anbringen von Chemotherapie-Plättchen in der Tumorhöhle) empfehlenswert. Immuntherapie mit Antikörper, die gezielt und selektiv die Tumorzellen vernichten, ist eine weitere Option. Viele Behandlungsoptionen, jedoch, befinden sich noch in der Studienphase.
Die angewendeten Strategien der Behandlung hängen auch vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten zum Zeitpunkt der Behandlung.
Moderne chirurgische Techniken der Hirntumorbehandlung sind Mikroneurochirurgie, Fluoreszenz-unterstütztes Operieren, Neuronavigation, Rahmenlose Stereotaxie, intraoperatives Neuromonitoring, intraoperative Bildgebung in Form von Ultraschall, CT und MRT, etc.
Ein modernes neuroonkologisches Team besteht aus Neurochirurgen, Neuroonkologen, Strahlentherapeuten, Neuropathologen, Neuroradiologen, Neurorehabilitationsspezialisten, pflegerischer Unterstützung, Orthopädische Hilfsmitteltechnologen, etc.
Bei allen Arten von Hirntumoren ist eine engmaschige Nachsorge wichtig um Tumorrezidive und Neuentwicklungen rechtzeitig zu erkennen. Jeder einzelner Fall sollte individuell eingeschätzt werden und der entsprechende Therapieansatz angewendet werden.
Beispiel 2: Der Patient ist ein 74-jähriger Rechtshänder. Er ist der Vater und Großvater einer mehrköpfigen, wohlhabenden Familie. Trotz wiederholten Geldverlusten, neigt der Herr in den letzten Monaten zu Glücksspielen. Die Angehörigen merken bei dem Patienten eine zunehmende Ungeduld, Aggressivität und unangenehme, unpassende Wortwahl in Gesprächen. Eines Tages erlitt der Patient einen großen Krampfanfall mit einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit und wurde in der Notaufnahme vorgestellt. Die MRT-Aufnahme des Neurocraniums zeigt einen großen homogen Kontrastmittel aufnehmenden, glatt begrenzten Tumor in dem rechten, nichtdominanten Vorderlappen. Es zeigt sich auch eine Schwellung um den Tumor herum. Aufgrund der Größe des Tumors wurde der Patient durch eine mikrochirurgische Operation behandelt. Der Tumor konnte vollständig entfernt werden. Die Symptomen des Patienten ließen schließlich nach und er konnte in sein Familienleben zurückkehren. Die Neuropathologische Aufarbeitung des Tumors zeigte ein Meningeom WHO Grad I (sprich gutartiger Befund). Da der Tumor vollständig, erfolgreich entfernt wurde und einen gutartigen Befund aufwies, war eine zusätzliche Behandlung nicht erforderlich. Der Patient wurde lediglich in regelmäßigen Abständen im Rahmen der Tumornachsorge mit MRT Untersuchungen kontrolliert. Nota bene: der Krankheitsverlauf in Ihrem Fall könnte auch anderes sein als wie hier geschildert.
Beispiel 3: Die 36-jährige Rechtshänderin wurde plötzlich ohnmächtig. Vor einem Jahr wurde ein Brusttumor bei der Patientin entfernt. Danach erfolgte eine Chemotherapie. Aktuell hatte sie einen Bewusstseinsverlust von circa halbe Stunde, danach erwachte die Dame ohne jegliche Intervention. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um einen Krampfanfall. Die diagnostischen Aufnahmen zeigen einen riesigen Tumor in ihrer rechten Gehirnhälfte zwischen dem Gefühlsareal und Sehrinde. Ein weiterer kleinerer Tumor befindet sich im Kleinhirn. Durch eine osteoplastische Trepanaton wurde der größte Tumor unter einem Operationsmikroskop entfernt. Hierbei wurde für die Operation eine Neuronavigation, intraoperative Ultraschalluntersuchung sowie Ultraschallskalpel verwendet. Die Neuropathologische Aufarbeitung des Tumors zeigte den erwarteten Befund einer Metastase des Mammacarcinomes. Eine postoperative adjuvante Chemotherapie sowie Ganzkopfbestrahlung wurden durchgeführt. Zusätzlich erhielt die Patientin eine neo-adjuvante Immuntherapie mit Patientenspezifischen Antikörper. Nota bene: der Krankheitsverlauf in Ihrem Fall könnte auch anderes sein als wie hier geschildert.