Kompressionsneuropathien / Nervenengpaßsyndrome:
Beliebiger Nerv im Körper kann prinzipiell ein Kompressionssyndrom nachweisen. Häufig kommen Carpaltunnelsyndrom (N. medianus), Cubitaltunnelsyndrom & Loge-de-Guyon-Syndrom (N. ulnaris), Supinatorsyndrom (R. profundus N. radialis), Thoracic Outlet Syndrom (Plexus brachialis) in der oberen Extremität, und Tarsaltunnelsyndrom (N. tibialis oder peronaeus), Peronaeus-Logensyndrom (N. peronaeus), Saphenus Neuropathie, Meralgia paresthetica (N. cutanaeus femoris lateralis) etc. in der unteren Extremität vor.
Bei Kompressionsneuropathien ist eine chirurgische Behandlung in der Regel angezeigt, wenn entsprechenden diagnostischen Kriterien erfüllt sind, und wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich erscheint.
Hier sind einige häufige Beispiele von Kompressionsneuropathien und deren chirurgische Behandlungsmethoden.
Carpaltunnelsyndrom:
Dieses Syndrom wird durch Bedrängung des Mittelliniennervs der Hand (N. medianus), der unter dem Beugungsband des Handgelenkes in einem Kanal verläuft, verursacht. Diese Krankheit ist häufiger bei Männern als bei Frauen, und besonders in der Altersgruppe zwischen 45 bis 60 Jahren, zu verzeichnen. Häufige Symptome bei dieser Krankheit sind Missempfindungen und Nachtschmerzen an der Handfläche und schmerzbedingte Einschränkung der feinmotorischen Funktionen der Hand. Bei etwa 35 bis 40 % der Patienten, die sich am Anfangsstadium der Krankheit beim Arzt vorstellen, ist dieses Syndrom durch konservative Maßnahmen beherrschbar. Die chirurgische Behandlung von Carpaltunnelsyndromen dient zur Befreiung des Nerven in seinem verengten Kanal mittels Durchtrennung des Beugebandes am Handgelenk.
Sulcus-Ulnaris-Syndrom/ Cubitaltunnelsyndrom:
Dieses Syndrom kann durch geschlossene Verletzungen im Bereich des Ellenbogens sowie auch durch altersbedingte Faktoren vorkommen. Bei dieser Krankheit sind Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen. Typisch sind ausstrahlende Schmerzen vom Ellenbogen zur Hand beim Bewegen des Ellenbogengelenkes sowie auch (in fortgeschrittenen Fällen) Verlust der feinmotorischen Funktionen der Hand mit Muskelschwund im Bereich des Kleinfingerballens. Nach Erschöpfung von nichtchirurgischen (konservativen) Maßnahmen zur Behandlung dieses Syndroms wird die chirurgische Therapie empfohlen, wobei dieser Nerv in seinem Verlaufskanal im Ellenbogen/Außenseite befreit und zu einer anderen Lokalisation (vordere Seite des Ellenbogengelenkes) verlagert wird.
Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS):
Dieses Syndrom wird durch Bedrängung von Nerven, die vom Schulterbereich in den Arm ziehen (z. B. zwischen dem Schlüsselbein und der ersten Rippe) verursacht. Häufig sind Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren betroffen (Anteil Frauen zu Männer 4:1). Im Anfangsstadium erkennt man dieses Syndrom durch Kribbeln bis zum Gefühlverlust im Arm sowie im Unterarmbereich. Im späteren Verlauf entwickelt sich Muskelschwäche ( bis zur vollständigen Lähmung) von Schulter-, Oberarm- sowie Unterarm-Muskulatur. Typisch ist außerdem die Beteiligung von Gefäßstrukturen, die mit den Nerven verlaufen.
Diese Krankheit wird in etwa 60% der Fälle konservativ behandelt. In besonders schweren Fällen sowie auch bei erfolgsloser konservativer Behandlung ist eine operative Therapie zu empfehlen, wobei die Gefäßnervenbefreiung durch Entfernen der ersten Rippe erreicht wird.
Aus neurochirurgischer Sicht ist die Prognose nach Befreiung von beengten Nerven gut. Bei peripheren Nervenkrankheiten spielt die postoperative physiotherapeutische Rehabilitation genauso eine große Rolle wie die chirurgische Behandlung selbst.
Tarsaltunnel Syndrom:
Bei Tarsaltunnelsyndrom liegt eine Einengung des N. tibialis vor. Das Snydrom äußert sich durch Schmerzen, Muskelkrämpfen und Gefühlsstörungen in der Fußsohle sowie im Bereich des Sprunggelenkes. Häufig sind ältere Menschen mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Polyneuropathie, sowie periphere Arterienverschlußkrankheiten betroffen. Aufgrund der Begleiterkrankungen wird in der letzten Jahren minimalinvasive Operationen besonders bei Tarsaltunnelsyndrom bevorzugt, um Komplikationen wie Wundheilungsstörungen zu vermeiden.